Achtung, da kommt ein Kartell!

Ein funktionierender Wettbewerb garantiert uns Bürgern in einer Marktwirtschaft die Produktvielfalt und Wahlfreiheit. Es ist eine essentielle ordnungspolitische Aufgabe vor Missbrauch und wettbewerbsbehindernden Absprachen, also auch Preisabsprachen zu schützen. Das freie Unternehmertum ermöglicht es jedem, seine geschäftlichen Ideen und Modelle am Markt auszuprobieren. Da gibt es dann Gewinner und Verlierer. Was tun Unternehmer, wenn alle relevanten Anbieter in einem Markt Gewinner sein wollen? Sie gründen ein Kartell! Besonders hat sich da ja in der Vergangenheit ThyssenKrupp hervorgetan. Wer schützt uns davor? Dafür gibt es das Kartellamt. Nee, is klar.

Wer für Kartelle, Schädigung der Kunden, Preisabsprachen und Missbrauch ist, der soll sich jetzt melden.
Hallo? Hallo Verlage? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Verlage untereinander gerade ein Kartell schmieden und auf den Weg bringen. Und es dürfte nicht mehr allzu lange dauern, bis das Kartell seine Fratzen zeigt. Und im Zweifel wird die Politik mitspielen. Aber der Reihe nach.

Vor kurzem hatte ich zu eindeutigen Aussagen Herrn Steingarts, geschäftsführender Gesellschafter der Verlagsgruppe Handelsblatt und Herausgeber des Handelsblatts, der Stimme ordnungspolitischer Vernunft im deutschen Blätterwald, gebloggt. Er berichtete auf dem diesjährigen Tag des Wirtschaftsjournalismus in Köln von einer gemeinsamen Initiative deutscher Verlage unter Springer-Führung (who else). Und er warnte vor kartellrechtlichen Problemen. Auf Recherchen von Kressreport reagierten VHB und Springer reserviert (vgl. kressreport, 22.3.2013, Ausgabe Nr. 6, S. 32).

Auf der re:publica 13 wurde wieder auf das Kartellrecht verwiesen. In einer Onlinerfanten-Runde diskutierten Stefan Plöchinger, SZ-Online, Katharina Borchert, Spiegel-Online, und Jochen Wegner, Zeit-Online, über vieles. Zusammen haben sie mit ihren Angeboten über 25 Mio. Unique User in Deutschland bei Online-Nachrichten. Interessante, spannende, gute, hoffnungsvolle Diskussion. Aber da war er wieder, der Hinweis auf das Kartellamt. Auf die Frage nach einer Paywall bei SZ-Online (hier ab 20:30 min) reagierten alle reflexartig. Kein Kommentar, you know, Kartellamt. Dürfen wir nicht. Wir wurden dazu in Vorträgen gebrieft.

Beim Leistungsschutzrecht hat man gesehen, wie Politik und Verlage zusammen kungeln. Und ich fürchte mich schon wieder vor dem nächsten Koalitionsvertrag. Bevorstehende Bundestagswahlen sind gute Zeiten für Meinungsmacher. Politiker schielen mehrheitlich auf Wiederwahl, so ist das. Und ohne Medien geht das nicht. Und wenn die Medien was von der Politik wollen, und die Politiker was von den Medien… Win-Win nennen das die Harvard-Verhandlungsmethodiker.

Qualitätsjournalismus ist ein hohes Gut, für das man Geld nehmen sollte, weil es Entlohnung verdient. Ja, der Meinung bin ich auch. Diese Haltung vertrete ich nicht nur hier in meinem Blog. Aber bitte nicht durch Missbrauch, durch Absprachen, durch Kartelle. Durch tolle journalistische Produkte von tollen Journalisten. Dann wird das auch was mit dem Paid Content.

 

09. Mai 2013 von Thomas
Kategorien: Bezahlmodell, Geschäftsmodell, Qualitätsjournalismus | Schlagwörter: , , | Kommentare deaktiviert für Achtung, da kommt ein Kartell!