Dreist ohne Ende!

Heute startet eine Aktion der Nachrichtenportale Spiegelonline, RP-online, sueddeutsche.de, zeit.de, faz.net und golem.de gegen Adblocker. Insbesondere Golem’s Jens Ihlenfeld rührt dabei zu Tränen. Auch der Spiegel hat ein Erklärstück.

Wie dreist ist das denn? Das ist ja die Bitte um eine (Aufmerksamkeits-)Spende! Das liest sich dann so bei SPON: „Es ist ein Appell an die Solidarität der Leser und das Anliegen, eine Basis dafür zu schaffen, möglichst große Teile der Qualitätsangebote kostenfrei halten zu können.“ Fehlt nur der Hinweis auf Arbeitsplatzerhalt.

Meines Wissens sind das alles Online-Angebote, die schwarze Zahlen schreiben. Von dahinter stehenden Verlagen, Stiftungen und Verleger-Familien nunmal ganz zu schweigen, deren Renditen sicher alle locker jenseits der 10% liegen dürften. Beachtenswert auch, dass zeit.de, sueddeutsche.de, faz.net und golem.de alle von der IQ digital media-marketing GmbH, Düsseldorf, vermarktet (PDF) werden. Warum Handelsblatt-Online und wiwo.de bzw. die Verlagsgruppe Handelsblatt da nicht mitmacht? Gehören doch auch zur Quality Alliance.

Geht es den Verlagen doch schon so schlecht? Oder ist es die Gier? Mir werden diese ganzen Absprachen, Quality Alliancen, InitiativenOnline-Experimententum, Lobbyistentum und Leistungsschutzrechte langsam zuviel und zu unheimlich.

Wenn Werbefinanzierte-Geschäftsmodelle nicht funzen, dann soll man sie lassen. Und wo bleibt eigentlich der Wettbewerb, wenn sich alle da immer zusammen tun?

So, jetzt muss ich erstmal den Adblocker installieren…

13. Mai 2013 von Thomas
Kategorien: Allgemein | Kommentare deaktiviert für Dreist ohne Ende!

Achtung, da kommt ein Kartell!

Ein funktionierender Wettbewerb garantiert uns Bürgern in einer Marktwirtschaft die Produktvielfalt und Wahlfreiheit. Es ist eine essentielle ordnungspolitische Aufgabe vor Missbrauch und wettbewerbsbehindernden Absprachen, also auch Preisabsprachen zu schützen. Das freie Unternehmertum ermöglicht es jedem, seine geschäftlichen Ideen und Modelle am Markt auszuprobieren. Da gibt es dann Gewinner und Verlierer. Was tun Unternehmer, wenn alle relevanten Anbieter in einem Markt Gewinner sein wollen? Sie gründen ein Kartell! Besonders hat sich da ja in der Vergangenheit ThyssenKrupp hervorgetan. Wer schützt uns davor? Dafür gibt es das Kartellamt. Nee, is klar.

Wer für Kartelle, Schädigung der Kunden, Preisabsprachen und Missbrauch ist, der soll sich jetzt melden.
Hallo? Hallo Verlage? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Verlage untereinander gerade ein Kartell schmieden und auf den Weg bringen. Und es dürfte nicht mehr allzu lange dauern, bis das Kartell seine Fratzen zeigt. Und im Zweifel wird die Politik mitspielen. Aber der Reihe nach.

Vor kurzem hatte ich zu eindeutigen Aussagen Herrn Steingarts, geschäftsführender Gesellschafter der Verlagsgruppe Handelsblatt und Herausgeber des Handelsblatts, der Stimme ordnungspolitischer Vernunft im deutschen Blätterwald, gebloggt. Er berichtete auf dem diesjährigen Tag des Wirtschaftsjournalismus in Köln von einer gemeinsamen Initiative deutscher Verlage unter Springer-Führung (who else). Und er warnte vor kartellrechtlichen Problemen. Auf Recherchen von Kressreport reagierten VHB und Springer reserviert (vgl. kressreport, 22.3.2013, Ausgabe Nr. 6, S. 32).

Auf der re:publica 13 wurde wieder auf das Kartellrecht verwiesen. In einer Onlinerfanten-Runde diskutierten Stefan Plöchinger, SZ-Online, Katharina Borchert, Spiegel-Online, und Jochen Wegner, Zeit-Online, über vieles. Zusammen haben sie mit ihren Angeboten über 25 Mio. Unique User in Deutschland bei Online-Nachrichten. Interessante, spannende, gute, hoffnungsvolle Diskussion. Aber da war er wieder, der Hinweis auf das Kartellamt. Auf die Frage nach einer Paywall bei SZ-Online (hier ab 20:30 min) reagierten alle reflexartig. Kein Kommentar, you know, Kartellamt. Dürfen wir nicht. Wir wurden dazu in Vorträgen gebrieft.

Beim Leistungsschutzrecht hat man gesehen, wie Politik und Verlage zusammen kungeln. Und ich fürchte mich schon wieder vor dem nächsten Koalitionsvertrag. Bevorstehende Bundestagswahlen sind gute Zeiten für Meinungsmacher. Politiker schielen mehrheitlich auf Wiederwahl, so ist das. Und ohne Medien geht das nicht. Und wenn die Medien was von der Politik wollen, und die Politiker was von den Medien… Win-Win nennen das die Harvard-Verhandlungsmethodiker.

Qualitätsjournalismus ist ein hohes Gut, für das man Geld nehmen sollte, weil es Entlohnung verdient. Ja, der Meinung bin ich auch. Diese Haltung vertrete ich nicht nur hier in meinem Blog. Aber bitte nicht durch Missbrauch, durch Absprachen, durch Kartelle. Durch tolle journalistische Produkte von tollen Journalisten. Dann wird das auch was mit dem Paid Content.

 

09. Mai 2013 von Thomas
Kategorien: Bezahlmodell, Geschäftsmodell, Qualitätsjournalismus | Schlagwörter: , , | Kommentare deaktiviert für Achtung, da kommt ein Kartell!

Branded Journalists – Identität und Image (Teil 3)

Die ersten beiden Teile meiner kleinen Serie über die Bildung journalistischer Marken beschäftigten sich mit der Motivation und den Werten, die ein Journalist vertritt (Teil 1) sowie mit der Positionierung einer persönlichen Marke innerhalb seines Themenumfeldes (Teil 2). Heute geht es um die Wahrnehmung der Marke durch die Leser und Nutzer. Diese Wahrnehmung soll nicht dem Zufall überlassen bleiben, sondern im Sinne der Positionierung gezielt beeinflusst werden. Kurz: Leser und Nutzer sollen mich so sehen, wie ich gesehen werden will.

Teil 3 (Umsetzung): Wahrnehmung und Image

Wer fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an Journalistinnen und Journalisten oder Bloggerinnen und Blogger denken? Was sehen Sie vor Ihrem inneren Auge? Warum ist er Ihnen bekannt und spontan eingefallen? Welche Assoziationen haben Sie zu diesem Journalisten?
Das sind die Testfragen, die Sie sich in Bezug auf sich selbst stellen müssen. Was wollen Sie, das es von Ihnen sichtbar und merkfähig ist?

Fangen wir mit dem Formalen an.
Es geht bei der bewussten Gestaltung des (Marken-)bildes einer Personal Brand um einige wenige konkrete Bilder, Namen, Zeichen, Symbole, Farben und Begriffe, die aus der Masse herausstechen und speicherfähig sind. Ich geben Ihnen mal einige Beispiele, wie Celebrities und einige Journalisten das (schon) machen.

Nein, Sie sollen jetzt nicht alle mit bunten Irokesen-Schnitten rumlaufen, oder doch? Wäre lustig!

Sinn und Zweck ist es, damit weitere Assoziationen in Ihrem Gehirn abzurufen, die mit dem Markensignal in Verbindung gebracht wird. Letztlich ist es die gleiche Mechanik, die bei der Automarke mit der „Freude am Fahren“ oder dem Computer mit dem angebissenen Apfel hervorgerufen wird. Sicher gibt es auch Symbole – am besten konkrete, statt abstrakte – die zu Ihnen passen, oder die sie nutzen, ohne das es Ihnen bewusst ist. Vielleicht Ihre Lieblingsfarbe oder eine aussergewöhnliche Typografie, die multimedial verwendbar ist. Um abstrakete Begriffe in konkrete Symbole zu übersetzen teilen Sie einfach ein Blatt Papier in zwei Spalten. In die erste Spalte schreiben sie alle die abstrakten Begriffe und Themen, mit der Sie sich positionieren wollen. Für die zweite Spalte suchen Sie zu genau diesen abstrakten Begriffen konkrete Symbole, Metaphern, Bilder usw. Beispiel: Steht in Spalte 1 „modern“, dann könnte in Spalte 2 „Schrifttypo serifenlose Grotesk“ und „Farbe schwarzweiss“ stehen usw. Letztlich sollten alle Begriffe aus Spalte 1 mit einer Linie zu konkreten Umsetzungen in Spalte 2 verbunden sein. Und nur diese werden in der offiziellen (non-)verbalen Off- und Online-Kommunikation verwendet.

Folgende K-Regeln sollten aber beachtet werden:

  1. Konsistenz:
    Verwenden Sie Ihren (Künstler-/Spitz-) Namen (das Zeichen) in der Schreibweise konsistent: Als E-Mail-Adresse, als URL und auch konsistent zu Ihrem Block, als Twitteraccount genauso wie in Facebook und allen anderen sozialen Medien. Naürlich auf Ihrem Briefpapier, Ihrer Visitenkarte, Ihrer Slides etc. Nutzen Sie vielleicht ein passendes Kürzel dazu. Gleiches gilt für die Verwendung vielleicht einer Farbe oder Farbkombination.
  2. Kontinuität:
    Bleiben Sie dabei. Natürlich kann man Zeichen modifizieren, ihnen vielleicht eine andere Farbe verpassen. Aber letztlich sorgen nur die Wiederholungen bei Ihrem Zielpublikum für Lerneffekte. Anders als Sie selbst, sehen diese sich nicht daran satt! Sie ändern ja auch Ihren Vornamen zu Lebzeiten nicht mehr.
  3. Konzentration und Einfachheit:
    Machen Sie es im Zweifel einfach, nichts kompliziertes. KISS – keep it simple stupid. Wie „G!“ bei Richard Gutjahr.
  4. Kohärenz:
    Wenn Sie neben Ihrer journalistischen Tätigkeit auch privat schreiben, dann sollte das zusammenpassen. Das können auch Gegensätze sein, aber beides gemeinsam sollte authentisch wirken. Beispiel: Der von mir sehr geschätzte Olaf Storbeck blogt unter „Economics Intelligence“ und unterhält ein weiteres Blog unter „Cycling Intelligence„. Als glühender Schalke-Fan (wie auch der Autor dieser Zeilen – @s04) könnte er mindestens so hochwertig unter „Football Intelligence“ schreiben.

Kommen wir zum Inhaltlichen.
Die 4-K-Regeln gelten auch für die Inhalte. Statt Zeichen und Symbole, Namen und Farben sprechen wir jetzt über die Themenschwerpunkte, das journalistische Profil, den Schreibstil und spezielle Schlüsselbegriffe, die Sie vorweg festgelegt haben. So konzentriere ich mich hier auf MediaDraufblick auf „Medienmarketing“, „Qualitätsjournalismus“, „Geschäftsmodell“ oder „Paid Content“. Solche Schlüsselwörter sind nicht nur im SEO-Sinne oder als Hashtag auf Twitter sinnvoll, sondern Ihr Publikum lernt, diese Schlüsselbegriffe ebenfalls mit Ihnen in Verbindung zu bringen und zu assoziieren. Um es nerdig zu formulieren, sie „ranken“ sich so nach oben!

Abschliessend zur Serie „Branded Journalists“: Es geht nicht um simple Selbstvermarktung oder den richtigen Umgang mit Facebook, Twitter und Co. Auch geht es nicht um den persönlichen (Aus-)Verkauf und die Ökonomisierung des Persönlichsten. Es geht um die gezielte Wahrnehmung als Anbieter auf dem „Markt für Qualitätsjournalismus“. Dieser Markt wird kein Markt der Festanstellungen auf Lebenszeit mehr sein. Wer hier aus dem Meer herausragen will und wer ordentliche Preise, Gehälter oder Honorare durchsetzen will, der sollte von sich ein stimmiges Bild abgeben. Oder um es mit Paul Watzlaweck zu sagen: „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Aber das sollte man professionell tun. Dann wird das auch was mit Paid Content.

P.S.: Unter tlmi.de, biete ich Interessierten und Journalisten Einzelworkshops und Coachings zu dem Thema „Personal Branding“ an.

08. Mai 2013 von Thomas
Kategorien: Allgemein | Kommentare deaktiviert für Branded Journalists – Identität und Image (Teil 3)

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